Filtertutorial II

Im ersten Teil des Filtertutorials ging es hauptsächlich um die Grundlagen von Filtern mit ein paar Beispielfotos, welche meiner Meinung nach jedoch nicht optimal die Vorteile wiedergeben konnten. Daher möchte ich in diesem Teil anhand weiterer Beispiele die Vorteile von Filtern aufzeigen und erläutern. Des Weiteren werde ich auf die Verwendung von einem ND 3,0 Filter eingehen.
Während des Berchtesgaden Trips habe ich ein paar Aufnahmen zum Zeigen mitgebracht. Allein anhand von Wasser lassen sich die Auswirkungen von Filtern sehr gut demonstrieren. Auch hier gilt, dass alle Fotos unbearbeitet ooc aus der Kamera kommen.

GND – Verlaufsfilter

Es ist Vormittag am Obersee…die Sonne steht mittlerweile schon so hoch, dass sie über die Berge schaut. Es ist ein super heißer Sommertag und wir haben es hier mit sehr hartem Licht zu tun. Die nachfolgende Szene bietet uns einige Schwierigkeiten. Wir haben einen sehr hellen Himmel im Vergleich zum teils abgeschatteten Vordergrund. Die Hütte ist von einem Baum mit Schatten bedeckt und lässt aber teils hartes Licht durch. In der rechten Hälfte ist das Foto ohne die Verwendung eines Verlaufsfilters dargestellt. Man kann erkennen, dass die Wolken am Himmel total überbelichtet und somit ausgebrannt sind. Im Kontrast dazu ist jedoch der schattige Teil schon sehr dunkel und einige Tiefen beginnen abzusaufen. Im kompletten Foto haben wir es mit Unter- und Überbelichtung zu tun. Der Dynamikumfang der Szene ist viel zu groß, um diesen mit der Kamera einzufangen. Als Abhilfe gegen dieses Problem habe ich einen 0,9 GND Filter verwendet, welcher in der linken Bildhälfte dargestellt ist. Es lässt sich erkennen, dass der Himmel sehr stark abgedunkelt wird und somit keine Überbelichtung mehr auftritt. Gleichzeitig können wir dadurch den Vordergrund länger belichten und bekommen somit auch die Schatten in den Griff. Einzig auf die spitzen Lichter im Vordergrund müssen wir aufpassen, dass diese nicht ausreißen.
Natürlich dunkelt der Filter auch Bereiche der Berge ab, was ich im gezeigten Beispiel jedoch noch als unproblematisch empfinde. Ansonsten kann man die Bereiche auch nachträglich selektiv etwas aufhellen. Eine weitere Möglichkeit ist es 2 Aufnahmen anzufertigen, eine mit und eine ohne Filter. Im Anschluss können die zu stark abgedunkelten Bereiche mit einer Maske wieder hervor geholt werden.


EXIF

Objektiv:   10.0-20.0 mm f/4.0-5.6     Brennweite:   10 mm
Blende:   f/11.0     Belichtungszeit:   1/30 s
ISO:   100     Belichtungsmodus:   Manual exposure

Pünktlich zum Sonnenaufgang war ich am Hintersee. Die Sonne bestrahlt schon die ersten Berggipfel im roten Licht. Der komplette Vordergrund liegt allerdings noch im Schatten. Somit gibt es hier das gleiche Problem, der Dynamikumfang zwischen Himmel und Vordergrund ist einfach zu groß. Im folgenden Beispiel habe ich den Vordergrund korrekt belichtet, um den Unterschied besser darzustellen. Wie man erkennen kann, kommt es daraufhin zu einer Überbelichtung im Himmel und in der Reflexion auf dem Wasser. Im rechten Beispiel wurde ein 0,9 Verlaufsfilter verwendet. Wie man erkennen kann, ist nun auch der Himmel korrekt belichtet und gleichzeitig konnte der Vordergrund noch ein wenig länger belichtet werden, so dass die Tiefen um einiges deutlicher gezeichnet sind.


EXIF

Objektiv:   10.0-20.0 mm f/4.0-5.6     Brennweite:   10 mm
Blende:   f/11.0     Belichtungszeit:   2 s
ISO:   100     Belichtungsmodus:   Manual exposure

Polfilter

Im ersten Filterartikel wurde der Polfilter bereits erläutert. Sehr schöne Effekte können am Wasser erzielt werden. Im Folgenden Beispiel wurde in beiden Fällen ein Polfilter und ein ND Grad verwendet. Anhand des Beispiels soll der variable Effekt des Polfilters demonstriert werden. Durch das Verdrehen des Filters kann die Durchlässigkeit/Reflexion des Wasser beeinflusst werden. Gleichzeitig können die Farben angehoben werden. Wie zu erkennen, wurde im linken Beispielbild der Filter auf mehr Durchlässigkeit optimiert. Es gibt kaum Reflexionen, der Untergrund ist glasklar erkennbar und zusätzlich verstärkt sich die Sättigung. Im rechten Beispiel wurden die Reflexionen verstärkt. Es ist zu erkennen, dass die Reflexionen weitaus deutlicher werden und der Untergrund kaum noch sichtbar ist. Gleichzeit verringert sich die Sättigung im Bild. Diese Effekte können nun soweit optimiert werden, um ein optimales Mittel zwischen Durchlässigkeit im Vorder- und Reflexion im Hintergrund zu erreichen.


EXIF

Objektiv:   10.0-20.0 mm f/4.0-5.6     Brennweite:   11 mm
Blende:   f/13.0     Belichtungszeit:   1/8 s
ISO:   100     Belichtungsmodus:   Manual exposure

Der zweite Vergleich soll genau diese Optimierung zeigen. Das Beispielbild zeigt einen weiteren Ausschnitt vom Hintersee. Für diese Aufnahmen wurden auch ein Pol- und ein ND Grad Filter verwendet. In der linken Variante wurde versucht das Optimum zwischen Durchlässigkeit im Vordergrund und Reflexion zu finden. Die ca. ersten 2m wurden durchlässig dargestellt und trotzdem die Reflexion der Berge auf der Wasseroberfläche erhalten. Das rechte Beispiel dagegen zeigt die Variante der kompletten Reflexion mit sehr geringer Durchlässigkeit.


EXIF

Objektiv:   10.0-20.0 mm f/4.0-5.6     Brennweite:   13 mm
Blende:   f/11.0     Belichtungszeit:   1/1 s
ISO:   100     Belichtungsmodus:   Manual exposure

ND 3,0 – 1000x Graufilter

Ein etwas speziellerer Filter ist durch den sehr starken Effekt ein Graufilter der Stärke ND 3,0 (Verlängerungsfaktor 1000). Doch wozu benötigt man einen Filter mit solch starker Abdunklung? Der wohl größte Einsatzzweck sind Langzeitbelichtungen am Tag. Möchte man Wasser in seiner fließenden Dynamik festhalten oder Verkehrsmittel verwischen lassen, so benötigt man am Tag sehr starke Graufilter. Doch woher weiß man wie lang man mit solch einem Filter belichten muss? Nun dies ist relativ einfach. Man multipliziert einfach die ermittelte Belichtungszeit ohne Filter mit dem Verlängerungsfaktor. Habe ich also z.b. eine Belichtungszeit von 1/10s, so muss ich mit einem ND 3,0 – 1000x Filter 100s belichten. Hat man aber schwieriger zu berechnende Belichtungszeiten, so kann ich euch die App NDCalc für das Iphone ans Herz legen. In dieser kann man verschiedene Filterstärken auswählen und die notwendige Belichtungszeit wird ermittelt. Gleichzeitig kann man einen Countdown auslösen, um im Bulb Modus das Bild genau zu belichten.
Das erste Beispiel zeigt die Kirche in Ramsau. Anhand dessen möchte ich die Auswirkung einer Langzeitbelichtung auf das Wasser darstellen. Im linken Foto wurde ein Polfilter und ein Verlaufsfilter verwendet, wodurch das Bild schon deutlich abgedunkelt wird. Bei einer Belichtungszeit von 1/13s verwischen schon einige Strukturen und es kommt mehr Dynamik in den Fluss, als würde man diesen direkt einfrieren.
Bei der Verwendung des ND 3,0 musste das Bild 4s belichtet werden. Die Strukturen verwischen immer mehr und die Wasseroberfläche verwischt fast zu einer Fläche. Dieses Beispiel soll nur den Effekt verdeutlichen. Mir persönlich gefiel der starke Effekt in diesem Motiv nicht so gut, da dadurch der Charakter des Gebirgsflusses verloren geht.


EXIF

Objektiv:   10.0-20.0 mm f/4.0-5.6     Brennweite:   19 mm
Blende:   f/20.0     Belichtungszeit:   1/13 s
ISO:   100     Belichtungsmodus:   Manual exposure

Mein zweites Beispiel ist noch aus Berlin. In dieser Serie hatte ich einige Langzeitbelichtungen durchgeführt. Hier ist ein direkter Vergleich der Versionen ohne und mit Filter zu erkennen. In Kombination mit der Architektur gefällt mir hier die Langzeitbelichtung deutlich besser. Eine glattere Wasseroberfläche verstärkt die Reflexionen und wirkt ruhiger auf mich. Ein weiterer Vorteil ist das dynamische Verziehen der Straßenbahn, wodurch etwas mehr Dynamik ins Bild gebracht wird, was deutlich besser zu einer Stadt wie Berlin passt.


EXIF

Objektiv:   17.0-50.0 mm f/2.8     Brennweite:   20 mm
Blende:   f/11.0     Belichtungszeit:   1/125 s
ISO:   100     Belichtungsmodus:   Manual exposure

Einige 1000x Filter verfälschen gern die Farben. Viele bekommen einen leichten Rotstich. Mit meinem B+W Filter bin ich sehr zufrieden. Dennoch empfehle ich im RAW zu fotografieren, um so jederzeit die Möglichkeit zu haben, den Weißabgleich im Nachhinein durchzuführen.

Vielleicht habt ihr nun noch einen besseren Einblick in die Verwendung von Filtern bekommen. Falls ihr weitere Fragen habt, könnt ihr mir diese gern stellen. Auch wenn ihr Ideen habt, welche Themen diesbezüglich noch angesprochen werden sollen oder welche Details / andere Filter euch noch interessieren.

2 Gedanken zu „Filtertutorial II“

  1. hast mich leider im forum bei ps.de ignoriert, deswegen versuch ichs hier noch mal.
    Erstmal, coole Bilder und danke für den Link zum Blog, speziell das Tutorial zu den Filtern war sehr hilfreich für mich. Hab da auch mal ne Frage dazu, welche ND Filter du benutzt. Hab mir selbst einen GND Filter von Lee zugelegt, aber da kostet das Stück einfach mal €100+, was bei nem kompletten Set ordentlich das Budget belastet, Alternativen (bei Einschubfiltern)hab ich nicht wirklich gefunden, so dass ich mir kurzerhand zum austesten ein 9er Set ND,GND und Farbfilter aus China für €20 zugelegt habe. Hast du ’ne Ahnung wo da der Qualitätsunterschied zum tragen kommt und ob die Billigteile überhaupt Sinn machen können? (bin selbst noch nicht wirklich zum testen gekommen)
    Ach ja und um Berlin Bild im Filter Tutorial fährt ’ne U-Bahn, keine Straßenbahn 😉

    1. Hey Sören,
      sorry bei ps.de muss ich das wohl überlesen haben. War aber natürlich keine Absicht!
      Vielen Dank für dein Feedback…nun zu deiner Frage:
      Also ich hab ja selbst nicht solche Superexemplare von Lee, eben weil sie mir auch deutlich zu teuer noch sind!
      Mit Billigexemplaren aus China hab ich allerdings keine Erfahrung. Qualitätsunterschiede gibt es aber auf alle Fälle bei der Güte der Filter. Das größte Problem bei billigen Filter sind wohl die Farbabweichungen. Wenn man in RAW fotografiert, kann man dies ganz gut mit dem manuellen Weißabgleich in den Griff bekommen. Sobald man aber mehrere Filter übereinander legt kann der Effekt so stark werden, dass man die Farbabweichungen nicht mehr komplett beseitigt bekommt!
      Ansonsten hast du natürlich noch die Anfälligkeit von Kratzern, welche bei teuren Filtern durch die Vergütung deutlich geringer ist.
      Viele Grüße
      Steve

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