Ein Problem beim Betrachten von Bildern, ist das Differenzieren zwischen eigenen Aufnahmen und den von Fremden. Zumindest ist dies ein Konflikt, welcher mir bei mir selbst am Anfang aufgefallen ist. Da es vielleicht nicht nur mir so geht möchte ich in diesem Artikel auf das Bilden einer Meinung zu den eigenen Bildern eingehen.
Betrachtet man Bilder von Fremden, so kann man sich leichter eine Meinung über diese bilden. Es fallen einem Kritikpunkte schneller und leichter auf, als am eigenen Bild. Doch warum? Ich denke der Grund ist, dass man eine persönliche Bindung zu den eigenen Fotos aufbaut. Es ist etwas Selbstgemachtes….man hat eventuell einiges an Zeit und Aufwand in ein Bild gesteckt. Doch kann es einem dann nicht gefallen?
Hat man mit der Fotografie gerade erst begonnen, so fällt es einem besonders schwer sich eine Meinung über seine Resultate zu bilden. Genau dies ist aber sehr wichtig, vor allem um auch weiter voran zu kommen. Man sollte versuchen seine eigenen Bilder so objektiv wie möglich zu betrachten und sich eventuell von vorhandenen Gefühlen lösen.
Ein paar Beispielfragen welche ich mir beim Betrachten meiner Bilder stelle sind:
– Sind alle Objekte auf dem Bild vorhanden und nicht abgeschnitten?
– Wie gefällt dir die Aufteilung/Komposition, der Vordergrund oder die Linienführung?
– Ist das Bild überhaupt so geworden wie vorgestellt?
– Wie sind Stimmung und Farben im Bild?
– Ist es technisch gut umgesetzt (Belichtung, Schärfe etc.)
Daraus können sich natürlich weitere Probleme entwickeln. Man kann zu kritisch mit den eigenen Bildern werden und kann sich dadurch auch keine wirkliche Meinung bilden. So geht es mir z.B. gerade mit den Bildern, welche ich Vorgestern fotografiert habe und ich im Anschluss zeigen möchte.
Außerdem kann es schnell passieren, dass einem die eigenen Bilder schnell nicht mehr gefallen, gerade auch in der Anfangsphase. Man entwickelt sich stetig weiter und erkennt nun auch mehr und mehr Probleme in den Bildern. Doch das ist natürlich schade, vielleicht hat man auch ein seltenes Urlaubsziel bereist und ärgert sich im Nachhinein. Doch das ist nun mal so und man kann nicht viel dagegen machen. Es bleiben trotzdem schöne Erinnerungen und wohl auch schöne Fotos. Man muss sich nur an den Prozess gewöhnen und sich eventuell auch mal damit auseinandersetzen.
Was mich zu dem Artikel bewogen hat sind zum einen wie bereits erwähnt meine aktuellen Bilder. Da ich nicht genau weiß, was ich von ihnen halten soll. Zum Anderen durch eine Unterhaltung mit einem anderen Fotointeressierten. Wenn man sich im Internet umschaut, dann wird diese These auch unterstützt. Man findet sehr viele Bilder, welche eventuell bewertet werden sollen, wo der Fotograf selbst aber keine eigene Meinung dazu abgeben kann.
Ich denke es ist aber essentiell, dass gerade der Fotograf selbst sich zuerst mit seinen eigenen Bildern auseinandersetzen muss. Oder wird die eigene Meinung durch die der Anderen gebildet? Sollte eigentlich nicht der Fall sein.
Vorgestern Abend war ich auf unserem Campus in Zittau unterwegs. Ich mag die Architekturfotografie, vor allem auch bei Nacht, wie vielleicht schon einige von euch mitbekommen haben. Doch leider sind die Möglichkeiten hier stark begrenzt. Die Gebäude der Hochschule finde ich diesbezüglich aber sehr interessant und so hat es mich kurz vor Beginn der blauen Stunde an diesen Ort gezogen und ich habe verschiedene Perspektiven ausprobiert.
Das erste Bild ist noch recht zeitig entstanden und wohl erst zum Beginn der blauen Stunde. Dieses zeigt direkt für mich eine ungewohnte Perspektive, bei welcher ich mir nicht sicher bin. Als Vordergrund und gleichzeitige Linienführung habe ich versucht die Sitzgelegenheiten einzubeziehen. Insgesamt ist aber recht wenig Platz im Bild. Es wirkt vielleicht bedrückend…doch mit 10mm war nicht mehr drin, wenn dann hätte ich mehrere Aufnahmen verwenden müssen.
Bei Bild 2 und 3 hingegen bin ich mir nicht so unsicher und kann mir eine eigene Meinung bilden.
Auf dem 4. Bild ist eines der Forschungsgebäude zu sehen und wie man sieht, es wird sogar am Sonntag um diese Zeit gearbeitet 🙂
Eigentlich war ich schon auf dem Weg zurück zum Auto und schon innerlich nicht sonderlich zufrieden. Doch dann habe ich nochmal 2 Perspektiven probiert und den Verkehr als dynamisches Element mit einbezogen. Doch auch genau bei den 2 Bildern kann ich nicht wirklich beschreiben ob es mir gefällt oder nicht.
Es gibt also weiterhin Momente, in welchen ich mir unsicher bin, was ich da eigentlich fabriziert habe. Vielleicht liegt es auch gerade daran, dass ich meine gewohnte Umgebung ablichte. Mit New York hatte man etwas unbekanntes, spannendes. Doch ich merke selber, dass es in der eigenen Umgebung deutlich schwerer ist Locations und Ideen zu finden, obwohl diese genauso ihre Reize hat.
Auf alle Fälle werde ich weiterhin versuchen meine eigenen Bilder vorher selbst so genau wie möglich zu analysieren, denn ich glaube auch genau davon lernt man.
Wie geht es euch bei dem Thema? Habt ihr genauso eure Probleme beim Bewerten eurer Bilder oder kennt ihr dieses Gefühl überhaupt nicht? Dabei interessieren mich natürlcih eure Meinungen!
Steve
Hi Steve,
mir geht es genauso. Ich habe auch Schwierigkeiten meine Bilder einzuschätzen. Vor allem dann, wenn ich lange Zeit mit der Nachbearbeitung beschäftigt bin. Und oft ist es auch so, dass, wenn ich mich stundenlang mit einem Bild beschäftigt habe, ich überhaupt keine Meinung mehr habe. Dann stell ich es einfach resigniert in flickr und schau an, wie es ankommt. Des Öfteren gefallen mir meine Bilder nach ein paar Tagen/Wochen auch überhaupt nicht mehr, da ich sehe was ich alles falsch gemacht habe. Aber solche Bilder zeigen dann einem immer, inwieweit man sich verbessert hat, wenn man sie Monate später wieder anschaut. Und das ist doch gut.
Deine Architektur-Fotos gefallen mir. Besonders das zweite und dritte. Die sind sehr stimmungsvoll, wenn man das bei Architektur-Fotos sagen darf/kann.
Rheinländische Grüße,
marcel
Hallo Steve,
ich muss sagen von den Bildern hier, bin ich vor allem vom ersten angetan – weil die Linien der Sitzgelegenheit einen schönen Kontrast bzw. eine andere Richtung darstellen als die des Gebäudes selbst und durch die Sitze wird der Blick quasi Automatisch in den erleuchteten Teil gelenkt. 😉
Ansonsten geht es mir auch so, dass ich mit einigen Bildern auch einfach unzufrieden bin, teils merke ich das schon während der Aufnahme. Vor allem problematisch ist es bei Menschen, oder Makro Sachen – die ich eigentlich am liebsten Ablichte. Da ärgere ich vor allem dann, wenn ich einen halbe Sekunde zu lange gewartet habe und der Wind das Motiv doch noch ändert – oder der Blick doch ein anderer wird.
Manchmal gibt es auch Bilder die ich nach einiger Zeit / beim betrachten mit einer anderen Stimmung scheußlich finde, oder viel besser.
Und dann gibt es sowas wie All-Time-Favorites, die ich beim schießen schon genial finde und die ich einfach bis heute sehr gut finde, dass sind meist die Bilder die sehr gut ankommen – auch bei anderen – wo einfach dieses gewisse „unplanbare“ etwas drinnen is.
Gabriel.
Vielen Dank an euch 2.
Sehr interessant, vor allem auch für mich zu hören, wie es anderen Leuten dabei geht.
Ich danke euch für das Teilen eurer Erfahrungen =)
Grüße Steve